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Wilton C. Dinges

Wilton C. Dinges

Vorauszuschicken ist, dass Wilton Carlyle Dinges kein Designer im heutigen Sinn war und er auch keinen Sessel entwarf, mit der Absicht ein Designerstück zu kreieren. Mit seinem Unternehmen "Electric Machine and Equipment Company" (kurz Emeco genannt) wollte er einfach nur Qualitätsprodukte fertigen.

Nahezu zeitgleich mit der Gründung seiner Firma im Jahr 1944 war die US-Navy auf der Suche nach einem Sessel, der die folgenden Anforderungen erfüllen musste: antimagnetisch, feuerfest, extrem robust, langlebig, bruchfest, leicht, in- und outdoor-geeignet sowie rostfrei. Es wurde ein nationaler Wettbewerb ausgeschrieben und Emeco gewann diesen mit einem durchschlagenden Gesamtkonzept, vor allem dank des Materials Aluminium.

Ausgangspunkt seiner Entwicklung war ein formal ganz geradliniger Sessel. Dann überlegte Dinges, wo er den Sessel mit Streben verstärken muss, damit er härtesten Belastungen standhalten kann. Um Verletzungsgefahren vorzubeugen, wurden sämtliche Ecken und Kanten abgerundet. Er konstruierte den Sessel also so lange, bis er allen damaligen Anforderungen der Regierung entsprach.

Über siebzig Schritte in fast ausschließlicher Handarbeit sind notwendig bis ein Navy Chair 1006 fertig gestellt ist. Verwendet wird zu 80% recyceltes Aluminium, das zu Beginn der Fertigung noch weich ist. Erst wenn der Sessel zu einem gesamten Stück zusammengesetzt ist wird der Navy Chair einer speziell entwickelten Hitzebehandlung unterzogen. Dadurch verändert sich die molekulare Zusammensetzung des Aluminiums, der Sessel "verschmilzt" zu einer Einheit und bekommt seine enorme Robustheit.

Da sich der Navy Chair so erfolgreich bewährte setzte ihn die US-Regierung mit der Zeit in allen öffentlichen Bereichen ein, wie z. B. in Ämtern, Spitälern, Schulen, Kantinen und Restaurants, ja sogar in Gefängnissen. Aufgrund dieser Tatsache wurde der Sessel schon bisher millionenfach produziert und erlangte über die Jahrzehnte vor allem in Amerika Kultstatus.

Wilton Dinges schuf mit dem Navy Chair 1006 ein handwerkliches Meisterstück und avancierte zu einer Designikone. Mittlerweile hat der Sessel natürlich auch schon im Privatbereich Einzug gehalten. Die Erfolgsgeschichte setzt sich mit dem Navy Chair 111 in Kooperation mit Coca-Cola nun fort und erreicht damit eine neue Dimension.

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen