Ameise

Ameise

Die amerikanischen Designer Charles & Ray Eames entdeckten um 1945 den Werkstoff Schichtholz und experimentierten damit. Anfangs entwickelten sie für die US-Regierung Beinschienen und Tragbahren aus dreidimensional verformten Sperrholzplatten. Aus dieser Technik des Verbiegen und Verformens unter Dampf leiteten sie erste Möbelentwürfe ab, die ebenfalls an die Formen des menschlichen Körpers angepasst wurden. 1946 wurde die sog. Plywood-Group-Stühle erstmals im Museum of Modern Art in New York gezeigt.

Diese Entwicklung sprach sich bis nach Europa durch. Auch Arne Jacobsen wurde auf diese neue Technologie aufmerksam und begann seinerseits in Zusammenarbeit mit Fritz Hansen damit zu experimentieren. Sein Ehrgeiz war es eine Sitzschale aus Schichtholz in einem Stück zu biegen, was nach vielen Versuchen und der Erkenntnis gelang, dass die Biegung tailliert sein muss.

1952 erhielt Jacobsen den Auftrag für die Möblierung der Kantine von Novo Nordisk, einem international agierenden, dänischen Pharmaunternehmen. Dafür wählte er die Konturen einer Ameise und übertrug sie auf eine Sitzschale. Die grazile Form hielt technologisch nur deshalb stand, weil das Schichtholz ober- und unterhalb der Deckfurniere mit einem feinen Baumwollgewebe verstärkt wurden. Zusätzlich ergab sich dadurch eine federnde Flexibilität der Rücklehne, die einen noch höheren Sitzkomfort mit sich brachte.

Der Auftrag umfasste 140 Stück. Fritz Hansen benötigte aber 300 Stück für eine rentable Produktionsserie. Das Risiko war dem Hersteller zu hoch und zudem war man vom Potential dieses neuartigen Sessels nicht ganz überzeugt. Spontan übernahm Arne Jacobsen die Bürgschaft für die restlichen 160 Stück, sollte es nicht möglich sein diese am Markt zu verkaufen. Sehr rasch stellte sich heraus, dass diese Sorgen unbegründet waren.

Für Aufsehen sorgte beim Urmodell der Ameise übrigens auch das 3-Fuß-Gestell. Jacobsen befand - technisch gesehen vollkommen richtig - dass eigentlich 3 Beine ausreichen und außerdem für mehr Beinfreiheit sorgen. Der Sessel ging zwar so in die Designgeschichte ein, verkauft wurden aber fast ausschließlich die 4-beinigen Ameisen, die in weiterer Folge ebenfalls angeboten wurden. 4 Füße sorgen letztlich auch für mehr Standfestigkeit.


© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen