H 57

H 57

Es ist Richard Lampert zu verdanken, dass die wenigen Möbelentwürfe von Herbert Hirche in dessen Privathaus in Stuttgart überhaupt wieder entdeckt wurden. Conny Hirche, die Tochter des Architekten, lebt nach wie vor inmitten von wunderschönen Möbeln aus den fünfziger und sechziger Jahren. Richard Lampert wurde 2010 auf einen Besuch eingeladen und war vom Ambiente und den vielen bislang unbekannten Schätzen begeistert.

Unter anderem entdeckte er den Prototypen eines Sessels/Fauteuils, den Herbert Hirche für die berühmte Ausstellung Interbau in Berlin im Jahr 1957 entwickelte. Die Interbau war eine internationale Bauaustellung, bei der 53 Architekten aus 13 Länder - in Anbetracht der gewaltigen Kriegszerstörung gerade im Berliner Stadtzentrum - mit der Bitte eingeladen wurden, konkrete Vorschläge für die Gestaltung eines neuen Stadtquartiers auszuarbeiten. Hirche entwarf für dieses Projekt also nicht nur ein architektonisches Konzept, sondern auch punktuelle Ansätze für eine zeitgemäße Inneneinrichtung.

Richard Lampert beschloss spontan, diesen Prototyp finalisieren zu wollen und erstmals in Serie zu produzieren. Conny Hirche unterstützte dieses Vorhaben und freut sich, dass die Arbeit Ihres Vaters posthum wertgeschätzt wird. Der H 57 (steht für Hirche 1957), wie er von nun an hieß, hat einen hohen Sitzkomfort und bietet eine andere Art des Sitzens. Der Rücken, der an einen aufgestellten Kragen erinnert, ist so konzeptioniert, dass die Arme auf Schulterhöhe ausgestreckt bequem abgelegt werden können. Als Gegenpol zur eher mächtigen, fix gepolsterten Sitzschale, sorgt das schlichte Untergestell für viel Beinfreiheit. Der H 57 ist nicht nur im Wohnbereich sondern auch ideal in einer Empfangssituation oder in einer Lobby einsetzbar.

Auf Hirches Prototypen war ein grüner Velour verarbeitet. So gesehen lag es auf der Hand, eine Version in der Originalausführung zu reproduzieren. Wie man 2016 auf der Mailänder Möbelmesse erkennen konnte, ist genau diese Kombination fast sechzig Jahre später wieder top aktuell. Neben Velourstoffen kann man den H 57 auch in Rau- und Glattleder sowie mit beigestellten Bezügen polstern. Das Gestell ist wahlweise schwarz lackiert oder verchromt.

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen