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Magis Proust

Magis Proust

Um dieses Möbel verstehen zu können muss man zu seinem Ursprung gehen. In den späten 70ern beschäftigte sich Alessandro Mendini mit dem sog. Re-Design von teils berühmten Sitzmöbeln. So entstanden neue Dekor-Gestaltungen von Marcel Breuers Wassily Chair, einem klassischen Thonet-Sessel oder Gio Pontis Superleggera.

Sein berühmtestes Möbelstück ist aber mit Sicherheit der "Poltrona di Proust". 1978 entdeckte Mendini in einem Antiquitätengeschäft einen alten, opulent-verschnörkelten und zugleich romantischen Barock-Fauteuil. Er kaufte das Möbel und übersäte sämtliche Flächen mit tausenden handbemalten Tupfern in bestimmten Farbverläufen. Die Oberflächengestaltung spiegelte in ihrer imposanten Art eine Interpretation des Pointillismus wider. Um genau zu sein ließ sich Mendini von einem Detail einer Wiese eines impressionistischen Gemäldes des französischen Malers Paul Signac (1863-1935) inspirieren.

Giulio Cappellini war zu einem späteren Zeitpunkt von diesem Möbelstück so fasziniert, dass er den "Proust" in seine Kollektion aufnahm. Die Reproduktion war/ist sehr aufwendig und dadurch hat der nach wie vor per Hand geschnitzte, bemalte und gepolsterte Fauteuil einen entsprechenden Preis. Neben der klassischen Version entwarf Mendini für Cappellini 2009 auch den farbenprächtigen "Proust Geometrica".

Über die Jahre avanciert Proust zum Kultmöbel und wurde in verschiedenen Ausführungen realisiert - auch in Keramik sowie in Bronze. Der italienische Hersteller Magis ergriff 2010 die Initiative und schlug Mendini vor, sein legendäres Möbelstück im sog. Rotations-Spritzguss-Verfahren zum ersten Mal in Kunststoff zu realisieren. Im ersten Moment ein Paradoxon, das aber immer mehr Gestalt annahm. Mendini war von der Idee begeistert und begleitete die Entwicklung.

Sein Proust erlebte sozusagen ein Metamorphose: vom ursprünglichen Unikat, über den Status eines Kunstobjekts, dann zu einem in Handarbeit und nur auf Auftrag gefertigten Möbelstück und zuletzt avancierte der Barocksessel auch noch zu einem industriell hergestellten Serienprodukt. 2011 war die Weltpremiere auf der Möbelmesse in Mailand. Es gibt mehrere einfarbige Varianten, als auch eine mit dem Pointillismus-Effekt. Der "Magis Proust" kann im Innen- sowie im Außenbereich verwendet werden und hat ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Dadurch eröffnen sich nun viele neue Einsatzbereiche.

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen