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Regal 606

Regal 606

Das Regal 606 zeigt wohl am deutlichsten Dieter Rams Intention "Weniger, aber besser". Doch wie entstand die Idee konkret dazu? Rams war bekanntlich bei der Firma Braun als Industriedesigner tätig. Eines Tages bekam er die Aufgabe gestellt für die diversen Radiogeräte ein Ausstellungskonzept mit Präsentationsflächen zu entwickeln. Dabei sollen die Geräte im Mittelpunkt stehen und nicht ein Regal.

Schon früher hatte Dieter Rams ein "Montagesystem" entworfen. Die einzelnen Korpi gab es mit verschiedenen Türfronten, z. B. auch mit Schiebetüren. Rams baute kurzerhand die Führungsschienen aus den Modulen aus und schraubte sie an die Wand. Dann nahm er Holzbretter und befestigte sie mit Bolzen durch diese "E-Profile" - somit war das Regal in seiner Urform geboren. Und wie sollte es heißen? Rams lehnte einen Namen ab und entschied sich für eine Zahlenkombination rund um den Entwurfszeitpunkt: Juni 1960 >> 606 (ausgesprochen sechs-null-sechs).

Schritt für Schritt und Jahr für Jahr wurde das Regal von Dieter Rams verfeinert und mit neuen Ausstattungen erweitert. Zu Beginn wurden nur Holztablare mit Aluminiumwangen verwendet. Um größeren Belastungen standhalten zu können entwickelte er in weiterer Folge Stahlblechtablare, die nach allen Seiten verkantet waren und somit bis zu 90 kg Gewicht pro Fachboden tragen können ohne durchzuhängen. Neben der Wandmontage kann das Regal auch freistehend aufgestellt oder zwischen Boden und Decke verspannt werden.

Das 606-Regal wurde zu Beginn heftig kritisiert. "Wie kann man nur Metall für ein Regal verwenden!? Es ist kalt, ungemütlich und ist alles andere als schön!" Aussagen wie diese musste der Designer - mit Gelassenheit - über sich ergehen lassen. Rückblickend hat Rams bewiesen, dass er seiner Zeit weit voraus war. Es war das erste Regal ohne Korpus, es ist unglaublich funktional, es kann jederzeit nach allen Richtungen erweitert werden und es gilt nicht nur seine Aussage weniger ist besser sondern auch weniger geht nicht mehr. Es ist einfach auf seine Art und Weise perfekt und hat vollkommen zu Recht schon Klassiker-Status.

© copyright prodomoWien/Hersteller, Autor: Werner Backhausen